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Samsung Galaxy Note 2: Interessant…

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Seit kurzem kann das Samsung Galaxy Note 2, Nachfolger des ersten sehr großen Smartphones aus Südkorea, käuflich erworben werden. Der prominente Filmemacher Wim Wenders wird als Testimonial eingesetzt. Samsung versucht, das Gerät als ideal für kreative Berufe zu positionieren. Ich fühlte mich angesprochen und sah mir das Gerät näher an.

Mal vorweg: Wenn ich ein Gerät teste, dann nicht anhand der technischen Spezifikationen und Benchmarks, sondern im Alltag. Das Galaxy Note 2 unterstützt mich entsprechend seit zwei Wochen in meinen täglichen Abläufen und begleitete mich bereits auf ein recht rauhes Rock-Festival, auf eine Groß-Baustelle, beim Joggen und auf eine sehr nette Dienstreise nach Freiburg im Breisgau, der sonnigsten Stadt Deutschlands. Die wesentlichen Funktionen, jedenfalls nach meinem Anforderungsprofil, konnte ich so aussagefähig testen.

Mein Fazit: Interessant…

“Interessant”. So umschrieb mein Musiklehrer stets eine Leistung, die ihn nicht überzeugen konnte. Und so will ich das Wort auch erstmalig in diesen Kontext stellen. Ich erkläre natürlich gern warum.

Samsung Galaxy Note 2: Intelligent vermarktet

Samsung bewirbt das Note 2 mit diesem Video:

Man zeige mir eine Person, die ob der dort gezeigten Möglichkeiten nicht in den sofortigen Kaufmodus wechselt und nur noch nach dem Bestell-Button sucht. Und in der Tat bietet das Gerät derlei Möglichkeiten auch an. Allein, sehr praxistauglich sind sie nicht…

Das Galaxy Note 2 ist im Wesentlichen eine größere Variante des Galaxy S3. Das betrifft die Optik und auch die sonstigen Leistungsmerkmale, mit Ausnahme der Displaygröße und des S-Pen.

Der S-Pen ist ein Stift, der wesentlich ist für alle Kreativfunktionen, die das bereits erwähnte Video visualisiert. Anders als andere nachkaufbare Stifte für kapazitive Displays ist der S-Pen deutlich leistungsfähiger, denn das Display reagiert bereits, wenn das Note den Stift nur in der Nähe wahrnimmt. Die Spitze des S-Pen wird bereits ohne Berührung des Displays als kleiner Kreis auf dem Screen angezeigt. Auf diese Weise sind Hover-Effekte möglich. Beim Websurfen funktionieren unter Verwendung des S-Pen Hover-Effekte, die eigentlich auf Mausbedienung ausgelegt waren. In den eigenen Apps macht Samsung extensiv, aber nicht vollumfänglich Gebrauch davon. Das ist eine neue Dimension der Tabletnutzung, allerdings in der Form eines Proof Of Concept.

Samsung Galaxy Note 2: im Alltag kein Knüller

Der Haken an der Sache ist nämlich, dass der S-Pen ansonsten nur da funktioniert, wo die entsprechende App gezielt auf Pen-Nutzung abgestimmt ist. Das ist naheliegenderweise nur bei Samsungs eigenen Apps auf dem Note der Fall. Entsprechend startet das Note 2 beim Entfernen des S-Pen aus dem Gerät ein Widget mit den kreativen Angeboten des Hauses.


Evolution der Smartphones? Von links nach rechts: HTC Sensation, HTC One X, Note 2, Nexus 7

Abseits der Spezial-Apps für den S-Pen, auf die ich später noch zurück kommen werde, bleibt das Note 2 ein übergroßes Galaxy S3. Und in diesem Modus arbeitet man die meiste Zeit des Tages. An dieser Stelle reduziert sich die Faszination der Neuerfindung des Smartphones, wie es Samsung gern bezeichnet, auf Normalmaß.

Denn, so verwendet, ist das Note 2 vor allem eines, klobig und unhandlich. Ich bin fast 1,90 Meter groß, verfüge über entsprechende Dimensionen und kann dennoch das Note 2 nicht bequem in einer Hand halten, geschweige denn, es mit einer Hand bedienen. Sicherlich, ich kann es in der hinteren Hosentasche transportieren. Es passt dort hinein. Auch eine Hemdtasche ist logistisch in Ordnung. Ein relativ geringes Gewicht tut sein übriges.


Note 2 links, Nexus 7 rechts: Größenvergleich

Ohne Hemdtasche beginnt das Problem dann, wenn man sitzen möchte. In der Tasche lassen wäre zu gefährlich, so verwindungssteif wird das Gerät nicht sein. Am Ende sucht man permanent nach Plätzen, an denen man das Note 2 deponieren kann. Ständig schweift der Blick auf diesen Platz, um sicher zu stellen, dass es nicht zwischenzeitlich entwendet wurde. Auf Dauer nervt das.

Die Handlichkeit, speziell wenn es um Einhandbedienung oder die Fotografie geht, ist nicht als solche zu bezeichnen. Man kommt sich vor, als würde man einen Ziegelstein auf Augenniveau heben; nicht vom Gewicht, aber von der Ausdehnung her.

Im Auto wiederum ist die Größe des Geräts ein Vorteil. Während der Fahrt ist ein Smartphone umso besser bedienbar, je größer es ist. Während der Fahrt zittert der Finger, kleine Displays erschweren das Treffen. Andererseits, welche Nutzung überwiegt? In meinem Fall ist es jedenfalls nicht die Fahrzeugnutzung…


HTC One X links mit “echteren” Farben, Note 2 blaustichig, flau

Ein generelles Problem der Samsung-Modelle nervt mich zudem. Das Weiß ist stets hellblau, mindestens flau, jedenfalls nicht weiß. So verfälscht das Note 2 die Darstellung und kann keinesfalls als Highend-Display bezeichnet werden. Besonders auffällig ist der Unterschied, wenn ich es mit meinem HTC One X oder Nexus 7 vergleiche, die beide wirklich ein sauberes Weiß dort zeigen, wo es vorgesehen ist.


HTC One X links, Note 2 rechts: Deutliche Unterschiede in der Farbdarstellung, beide Displays auf 100%

S-Pen und die Apps: Inseln ohne Anschluss ans Weltnetz

Kommen wir zurück auf die speziell angepassten Apps. Neben den S-Pen-Apps baute Samsung einige Widgets mit den bevorzugten Anwendungen, den bevorzugten Einstellungen und so weiter und platziert sie prominent auf einem der Homescreens. Diese Widgets wirken – vorsichtig ausgedrückt – konservativ. Man könnte das Design auch als altbacken, als Neunziger bezeichnen. Dieses Layout dominiert ebenso die speziellen S-Pen-Apps.


Homescreen-Widget Marke Samsung

Hier können Notizen, Memos und andere Formulare handschriftlich bestückt werden. Ich habe im letzten Jahrhundert schon modernere Formulare verwendet. Wer sich der Mühe unterzieht, die Vordrucke zu benutzen, deren Ergebnisse speichert, hat sie auf dem Gerät gespeichert. Eine Cloudintegration müsste man selber entwerfen, ein Zugriff auf die Daten über andere Anwendungen als die S-Pen-Apps ist nicht vorgestaltet.


Homescreen-Widget bei Entfernung des S-Pen aus dem Slot

S-Pen ist im Ergebnis eine – schon recht imposante, aber dennoch – Insellösung, die auf dem Note 2 funktioniert, aber eben nur dort und ohne Interaktion mit anderen Herstellern. Die Geschwindigkeit des Android-Gerätemarkts lässt nicht den Schluss zu, dass sich daran etwas ändern wird. Jeder kocht sein eigenes Süppchen.


Nicht so richtig nützlich: S-Pen Memovorlage

Note 2 und die Rechneranbindung

Android-Smartphones sind an sich bekannt dafür, in Sachen Rechneranbindung völlig problemlos zu sein. In aller Regel reicht es, das Gerät per USB anzustöpseln und schon stehen ein oder mehrere Laufwerksbuchstaben bereit, über die der Zugriff auf die Smartphoe-Inhalte erfolgen kann.

Das Note 2 arbeitet so nicht. Samsung empfiehlt die Installation der Verwaltungssoftware Kies, die für PC und Mac verfügbar ist. Ich lehne ab. Kies habe ich schon im Zusammenspiel mit meinem S2 nur zähneknirschend akzeptiert. Ich brauchte es aber, um Firmwareupdates machen zu können.

Alternativ kann das Note 2 als Mediengerät unter Windows eingebunden werden. Hier erscheint es dann im Arbeitsplatz zwar nicht mit Laufwerksbuchstaben, aber dennoch im Vollzugriff auf die Inhalte. Leider, und das scheint bei Samsung irgendwie ein generelles Problem zu sein, funktioniert dieser Modus nicht zuverlässig. In den unpassendsten Momenten verabschiedet sich das Note 2 aus meinem Windows Explorer und lässt sich nur mittels Neustart zur erneuten Zusammenarbeit bewegen. Das ist nervig und letztlich unnötig.

Unter Mac ist die Installation des Aufsatzes Android File Transfer erforderlich. Dieses Tool gewährleistet unter Mac einen Zugriff wie unter Windows. Das Note 2 erhält keinen Laufwerksbuchstaben, steht aber ansonsten voll zur Verfügung.

Möchte man lediglich Fotos importieren, steht ein expliziter Kamera-Modus auf dem Note 2 zur Verfügung. So erkennt mein iPhoto auf dem Mac das Note 2 in diesem Modus und erlaubt den Import der Camera Roll. Allerdings erweist sich dieser Modus zumindest bei mir als ebenso unzuverlässig wie die Einbindung als Mediengerät, funktioniert mithin mal und mal nicht.

Da lobe ich mir mein ansonsten verwendetes HTC One X, bei dem ich diese Probleme noch nie hatte, was sicherlich nicht zuletzt an der konventionellen Einbindung mittels Laufwerkzuordnung liegen mag.

Samsungs Kamera im Note 2

Smartphoneography ist der Renner. Deshalb will ich noch ein paar Worte zur verbauten Optik verlieren:

Ich habe die Kamera im Samsung Galaxy S2 geliebt. Man sollte meinen, dass nachfolgende Modelle entweder identisch, mindestens aber nicht schlechter sein würden. Die Kamera des Note 2 ist in Ordnung, die Qualität ist nicht erbarmungswürdig. Ein Knüller ist sie indes auch nicht. Jedenfalls ist die Bildqualität des Note 2 kein schlagendes Kaufargument.

Ein paar Beispiele gefällig?

Note 2: Weißes Zubehör für schwarzes Phablet

Ich staunte nicht schlecht, als ich das mitgelieferte Zubehör, ein USB-Kabel, einen Ladestecker und ein In-Ear-Headset, auspackte. In reinstem Weiß werden diese Teile mit dem schwarzen Note geliefert, was zumindest unpassend wirkt.

Nicht bloß Geschmackssache ist die Tatsache, dass der Micro-USB-Stecker zu kurz ausgeführt ist. So sitzt er nicht fest genug im Note, wackelt und hat Luft. Das wiederum führte in meinen Tests dazu, dass das Gerät teilweise nicht geladen wurde, obschon rein optisch der Stecker im Gerät zu sitzen schien und Rechnerverbindungen aus dem gleichen Grunde abbrachen. Eine ähnlich schlechte Ausführung einer Steckverbindung fand ich nur noch bei einer externen USB-Festplatte von Western Digital vor. Da löste ich das Problem, indem ich den Stecker mittels Gewebeband an das Laufwerk klebte. Leider ist das keine probate Lösung für ein Smartphone…

Samsung Galaxy Note 2: Sonstige Auffälligkeiten, Schutzhüllen erforderlich

Optisch macht das Note 2 was her. Es wirkt deutlich eleganter als das Vorgängermodell und täuscht so gekonnt über den Umstand hinweg, dass es – wie bei Samsung üblich – ein Plastikbomber ist. Insofern können alle Kritikpunkte, die schon für S2 und S3 Geltung hatten auch hier angebracht werden.

Natürlich wirkt eine Kunststoffausführung umso negativer, je größer das Device ist. Ich kann nicht beurteilen, wie es nach einem Jahr Dauergebrauch um die Verwindungssteifigkeit des Note bestellt sein wird.

Die hintere Abdeckung ist, ebenfalls üblich, dermaßen dünn ausgeführt, dass man stets in Sorge ist, wenn man sie mal abnehmen oder wieder anbringen muss. Zum Schutz der Rückseite habe ich deshalb ein Hardcase gekauft, nämlich das LuvTab Cover Case, das es hier bei Amazon (kein Affiliate-Link) für günstige 5,99 EUR gibt. Und so sieht es aus:

Würde ich das Note 2 indes dauerhaft zu meinem Begleiter machen, entschiede ich mich für die Ultra Slim Leder Tasche von Supremery, die ebenfalls bei Amazon (kein Affiliate-Link) für schon weniger schlanke 24,95 EUR erhältlich ist. Die Tasche ist preislich zwar überzogen, vor allem in Anbetracht offensichtlicher Verarbeitungsmängel, wie Kleberückstände auf dem Leder. Zudem muss das Case erst einige Tage an der frischen Luft gelagert werden, um den beißenden Geruch los zu werden, der einem entgegen schlägt, wenn man es aus der Verpackung nimmt. Allen Widrigkeiten und kleineren Mängeln zum Trotz ist die Hülle auf Dauer jedoch ein äußerst stabiler Rundumschutz für das teure Note 2. Und so sieht es aus:

Für wen ist das Note 2 das perfekte Smartphone?

Gehen wir einmal davon aus, dass es für das Note 2 eine echte Zielgruppe gäbe. Wer könnte das sein? In jedem Fall ist das Gerät für Personen besonders geeignet, die schlechte Augen haben. Die schiere Größe des Displays, unterstützt durch entsprechende Konfigurationseinstellungen, erleichtert es sehbeeinträchtigten Personen, die Inhalte leichter zu konsumieren.

Die werblich avisierte Zielgruppe der Kreativen ist eher nicht die real existierende Käufergruppe. Zu limitiert sind die Möglichkeiten des Note 2. Zu wenig offen und zu altbacken sind die Lösungen. Und dann kommt noch hinzu, dass die Displaygröße für kreative Anwendungen, das beginnt schon mit den Memo-Templates, doch wieder zu klein ist. Handschrift braucht Platz. 5,5 Zoll reichen nur kleinen Händen mit mikroskopisch präziser Kalligrafie.

Für mich reicht es nicht…

P.S.: Samsungs unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 699 Euro, der Straßenpreis liegt zwischen 550 und 600 Euro. Auch der ist noch mutig. Glücklicherweise gibt es das iPhone, so braucht man sich für nahezu keine Preisauszeichnung mehr zu schämen. Danke Apple…

Alle Bilder im Galerieüberblick:

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